Vom Hochstamm ins Glas: Sortenreiner Apfelmost aus Egnach
Der Mausackerhof in Egnach steht für eine Landwirtschaft, die Tradition bewahrt und gleichzeitig mutig Neues ausprobiert. Dieser Bericht zeigt, wie ein Hof im Thurgau sortenreinen Apfelmost, Hochstammkultur und nachhaltige Bewirtschaftung verbindet – jenseits industrieller Routinen.
Immer mehr Menschen möchten Apfelmost trinken, der nach Herkunft, Sorte und echter Handarbeit schmeckt. Genau hier setzt der Mausackerhof an: mit Hochstammapfelsorten, transparenter Verarbeitung und Most, der nicht aus Massenmischungen besteht, sondern sortenreiner Apfelmost ist.
Sortenreiner Apfelmost als Alternative zur Massenproduktion
Im industriellen Most verschwinden Sorten, Aromen und Charakter. Der Mausackerhof geht den gegenteiligen Weg: sortenreiner Apfelmost. Auf dem Mausacker stehen rund 350 Apfelbäume, dazu Birnen-, Nuss- und Quittenbäume. Hans Oppikofer legt Wert auf sortenreine Möste, etwa Boskop, Surgrauer oder Rustica. Ähnlich wie beim Wein, so erklärt er, sei ein sortenreiner Most das Ziel:
«Beim Wein möchte man auch den Solaris oder Pinot schmecken. Warum sollte das beim Most anders sein? Schliesslich haben auch die verschiedenen Apfelsorten eine charakteristische Note.»
Wie Hochstammbäume den Charakter des Apfelmosts prägen
Hochstammbäume liefern Früchte, die dank tiefer Wurzeln, robuster Sorten und natürlicher Vielfalt besonders aromatisch sind. Diese Qualität spiegelt sich direkt im Apfelmost wider – kräftiger, komplexer, individueller.

Hochstammkultur am Bodensee – Vielfalt statt Einheitsapfel
Die Region rund um Egnach gehört zu den traditionsreichsten Obstgebieten der Schweiz. Hochstammbäume prägen dort noch immer die Landschaft. Hochstammbäume brauchen Zeit, Pflege und Geduld – und sie danken es mit widerstandsfähigen, aromatischen Früchten.
Der Mausackerhof setzt darum konsequent auf:
- robuste Sorten
- humusaufbauende Bewirtschaftung
- pflanzenfördernde Kräuterstreifen
- Minimal-Bodenbearbeitung
- und natürliche Kreisläufe statt intensiver Inputs
Das Resultat sind gesunde Böden, lebendige Streuobstflächen und Mostäpfel, die nicht nach «Einheitsfrucht» schmecken, sondern nach Herkunft.

Sortenreiner Apfelmost vom Mausackerhof – Herstellung Schritt für Schritt
Von der Hochstamm-Ernte bis zur Pressung
Die Äpfel werden sortenrein geerntet und nur in kleinen Chargen verarbeitet. Dadurch bleibt der sortentypische Geschmack vollständig erhalten. Die Bäume stehen weniger als einen Kilometer von der Presse entfernt, und der Most wird in der Regel innerhalb eines halben Tages in Fässer abgefüllt. Reife Früchte, frisch und schonend verarbeitet.
Die Arbeit folgt den natürlichen Rhythmen der Obstsorten. Von den frühen August-Äpfeln bis zu den spät reifenden Sorten im November.
Die Hochsaison auf dem Biohof ist intensiv: Bis zu 12–14 Stunden täglich werden für das Reinigen der Anlagen, das Pressen von Most und die Nacharbeit wie Abfüllen, Etikettieren und Ausliefern aufgewendet.




Die Kunst des Mostens
Hans Oppikofer setzt bewusst auf die „aufwendige Art“: Packpresse statt Bandpresse, um die Qualität zu sichern. Modernere Verfahren sind zwar schneller, doch sie zerstören oft die feine Struktur des Fruchtfleisches und mischen zu viel Trübstoffe in den Most.
Nach dem Pressen wird der Most lediglich 12 bis 24 Stunden stehen gelassen, damit sich der Satz absetzt. Danach wird abgefüllt und pasteurisiert – ohne Filtration oder Klärung, damit der natürliche Charakter der Äpfel erhalten bleibt.

Biodiversität und Klimaschutz durch Hochstammbäume
Der Mausackerhof arbeitet regenerativ. Ein Ansatz, der perfekt zur Hochstammkultur und zur Mostproduktion passt.
Hochstammbäume schaffen Lebensräume, binden CO₂ und machen den Obstbau widerstandsfähiger gegen Wetterextreme. Jeder Liter Apfelmost aus Hochstammäpfeln unterstützt diese Kulturlandschaft direkt.
Regenerative Bewirtschaftung als Grundlage für gesunde Mostäpfel
Humusaufbau, Dauerbegrünung und minimale Bodenbearbeitung fördern stabile, gesunde Bäume. Der Apfelmost profitiert direkt von diesem Ansatz.
Neben den klassischen Obstgärten experimentiert Hans mit Agroforstsystemen, in denen Bäume und Ackerflächen kombiniert werden. Dieses System fördert die Biodiversität, schützt den Boden und sorgt für stabile Erträge. So erklärt er:
«Wenn ein Schädling auftritt, dann können die unterschiedlichen Flächen verhindern, dass er die gesamte Parzelle befällt.»

Hier finden nicht nur Bäume, sondern auch andere Pflanzen und Tiere ihren Platz. Schafe helfen beim Grasmähen unter den Bäumen, düngen gleichzeitig und lockern den Boden – ein lebendiges, nachhaltiges Ökosystem entsteht.
Natürlichkeit, Geduld und Vision
Hans Oppikofer denkt generationenübergreifend: Alte Bäume werden behutsam gepflegt, neue gepflanzt. Die Kompostierung und Pflege des Bodens sind zentrale Themen, um die Bodenfruchtbarkeit und das Gleichgewicht im Ökosystem zu erhalten. Dabei verfolgt er die Vision eines nachhaltigen und resilienten Systems, das nicht nur heute, sondern auch in 30 Jahren noch funktioniert.
Für ihn ist der Biohof Mausacker mehr als ein Arbeitsplatz: Es ist eine Philosophie, ein Lebensraum und ein Versprechen an kommende Generationen.