Foodwaste – Ursachen und Wege zur Lösung des Problems

05. Oktober 2021 | von Benjamin Krähenmann
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Im Rahmen der Food Zurich fand der fünfte FoodTalk statt: Nach der ersten Austragung im September 2020 konnten wir uns endlich wieder im Zentrum Karl der Grosse austauschen. Ein grosses Dankeschön geht an die vier sehr kompetenten Expert*innen: Karin Spori (foodwaste.ch), Christine Siegrist (Stadt Zürich, nachhaltige Ernährung), Daniel Meier (Zum Guten Heinrich), Stefan Stuchlik (Slow Food Youth) und das Team vom Karl der Grosse!

Drei zentrale Fragen, die am FoodTalk eingehend erläutert wurden, haben wir hier zusammengetragen. Du möchtest Foodwaste zu Hause verringern? Dann sieh dir auch die Tipps unserer Expert*innen für weniger Lebensmittelverschwendung zu Hause an.

«Warum gibt es Foodwaste?» Diese Frage ist schon seit zehn Jahren aktuell. Müssen wir sie noch immer diskutieren?
Ja, denn die Massnahmen gegen Foodwaste sind noch zu wenig koordiniert, auch weil das Thema sehr komplex ist. Oftmals werden die Probleme anderen in die Schuhe geschoben, statt vor der eigenen Haustüre zu kehren. Immerhin ist auf Bundesebene ein Aktionsplan gegen Foodwaste in Ausarbeitung. Dies ist ein erster, wichtiger Schritt zur Problemlösung.

Ein Drittel der Lebensmittel wird weggeworfen – die Umweltbelastung durch Foodwaste ist enorm. Ein Grund für Foodwaste ist die Überflussgesellschaft, in der wir leben: Auch abends gibt es im Supermarkt kaum leere Regale. Hinsichtlich Aufbewahrungsmöglichkeiten und Umgang mit Haltbarkeitsdaten gibt es ausserdem einige Wissenslücken. Hier herrscht noch viel Aufklärungsbedarf, um Foodwaste verringern zu können.

Wo fällt Foodwaste an?
Foodwaste fällt in allen Bereichen an. Genaue Erhebungen, wo wie viel anfällt, gibt es aber nicht. Dies wäre aber ein möglicher Schritt zur Abfallreduktion. In der Stadt Zürich gibt es ein Beispiel eines positiven Konkurrenzkampfes: Die Abfallmengen wurden intern offengelegt, sodass die involvierten Betriebe besser abschneiden wollten als die anderen und dadurch der Abfall gesamthaft reduziert werden konnte.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass wir den Abfall, der anfällt, oftmals nicht sehen. Beispielsweise, weil unförmiges Gemüse in der Biogasanlage entsorgt wird. Dies verschliesst uns den Blick auf den Missstand – wir sind sozusagen Opfer unseres funktionierenden Abfallsystems.

Rettungsaktionen für Lebensmittel gelten als Lösung zur Vermeidung von Foodwaste. Wie sinnvoll ist es überhaupt, Lebensmittel zu «retten»?
«Retten» ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort, viel eher sollten wir von «verwerten» sprechen. Lebensmittel zu retten ist wichtig, um die Menschen auf Foodwaste aufmerksam zu machen. Allerdings lösen solche Rettungsaktionen das Problem nicht. Man kann es sich so vorstellen:
Bei einer überlaufenden Badewanne den Boden zu trocknen, während der Wasserhahn weiterläuft, bringt langfristig nicht viel. Ähnlich verhält es sich bei den Rettungsaktionen: Isoliert gesehen ist deren Effekt klein, allerdings kann dadurch auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Den Hahn zuzudrehen (bzw. Foodwaste zu verringern) ist aber schwieriger und dauert länger, da das ganze System geändert werden muss.

Tipps für weniger Lebensmittelverschwendung zu Hause

  • Unterscheide zwischen «zu verbrauchen bis» und «mindestens haltbar bis»:
    • «Zu verbrauchen bis» soll bei Frischprodukten der Gesundheit zuliebe wörtlich genommen werden.
    • «Mindestens haltbar bis» bedeutet, dass die Lebensmittel oft viel länger gut sind.
  • Mach ein Bild vom Kühlschrank, bevor du einkaufst. So kaufst du später im Laden nichts doppelt. Ein Einkaufszettel hilft.
  • Nicht hungrig einkaufen gehen.
  • Keine XXL-Packungen kaufen, oft fehlt dann doch die Zeit, um diese zu verwerten.
  • Markiere einen «Parkplatz» in deinem Kühlschrank. Dort liegen dann immer alle Lebensmittel, die du bald verwerten solltest.
  • Verwende durchsichtige Aufbewahrungsboxen. So siehst du direkt, was sich drin befindet. Die Box wird nicht zu «irgendeinem Ding» in den Tiefen des Kühlschranks.
  • Wenn Du in einer Gemeinschaft lebst, versucht Vorrats- und Kühlschränke gemeinsam zu gestalten, damit nicht alles dreifach im Schrank liegt.

Über den FoodTalk
Nachhaltige Lebensmittel sind dir wichtig, doch beim Griff ins Kaufregal fällt es dir noch schwer, die richtige Wahl zu treffen? Die vielen Labels, Begriffe und Diskussionen verwirren dich mehr, als dass sie helfen? Bei der FoodTalk Event-Serie beantworten dir ausgewählte Expert*innen im Bereich Nachhaltigkeit und Lebensmittel deine Fragen! Der Austausch wird organisiert vom Ernährungsforum Zürich, Crowd Container, Slow Food Zürich Stadt und KernGrün.

Benjamin Krähenmann

Der Umweltingenieur hält Ausschau nach Projekten mit positivem Impact auf Mensch und Umwelt. Über neue Köstlichkeiten für das Crowd Container Sortiment denkt er am liebsten auf einer Velotour oder beim Brot backen nach.

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