Ist dieser Kaffee Bio? Was es zu beachten gilt & wie man das komplexe Thema angeht

15. August 2022 | von Nicolas Fojtu
Erick von der Kaffee-Kooperative CAFHU im peruanischen Regenwald.

Gehörst du zu den vielen Kaffeeliebhaber*innen im Land und schwörst auf qualitativ hochwertigen Kaffee in Bioqualität? Solltest du auf Bio-Zertifizierungen setzen oder kann eine ökologische, ökonomische und nachhaltige Produktion auch anders aussehen? Hier erfährst du alles Wissenswerte.

Es ist nicht immer einfach herauszufinden, ob Anbau, Vertrieb und Lagerung tatsächlich nachhaltig und fair vonstattengehen, wenn es um ein Produkt wie Kaffee geht, das seinen Ursprung in fernen Ländern hat.

Es gibt so viele verschiedene Faktoren zu beachten und daher liegt der Gedanke nahe, auf Bio-Zertifizierungen zu setzen und der Werbung um Fairtrade-Kaffee und Bio-Kaffee Glauben zu schenken.

Doch das wäre vielleicht zu kurz gedacht: Crowd Container setzt auf ein direktes Vertriebsmodell in Sachen Kaffeeproduktion und kann dich mit bestem Kaffee in Bioqualität beliefern, der Produzent*innen und Konsument*innen gleichermassen begünstigt – und das ohne kostspielige Werbung und Bio-Zertifizierung.

Das Kaffeepreis-Paradoxon

Die Schweizer*innen gehören mit jährlich fast 8 kg pro Kopf weltweit zu den Spitzenkonsument*innen von Kaffee – Tendenz steigend. Auch global steigt die Nachfrage nach Kaffee jedes Jahr weiter an. 

Nach Erdöl ist Rohkaffee der am meisten gehandelte Rohstoff weltweit, doch heftige Preisschwankungen auf dem Markt verunmöglichen es den Produzent*innen zunehmend, nachhaltig zu wirtschaften. 

Als Gegenmodell zu den schwankenden Preisen zahlt Crowd Container einen mit der Kooperative berechneten Fixpreis, der den reellen Produktionskosten entspricht.

Mehr Schein als Sein?

Sie lächeln in die Kamera und sind perfekt ins Licht gerückt. Sie erzählen uns in kurzen Imagefilmen, wie sich ihr Leben dank der Zusammenarbeit mit den Grossen der Branche massgeblich verändert hat.

Zumindest die Werbung hat längst erkannt, was neben einer hohen Kaffeequalität sonst noch wichtig ist. Auch bei grossen Kaffee-Marken treten längst die Produzent*innen“ in der Werbung auf.

Das Bedürfnis, genau zu wissen, woher ein Produkt stammt, und welchen Einfluss ich als Kund*in auf die Produzent*innen habe, wächst stetig in unserer Gesellschaft. Kaum würden die Marketing-Abteilungen sonst Millionen in die Verbreitung solcher Botschaften stecken.

Doch was stimmt wirklich von diesen Versprechungen? Welchen Preis erhält die Frau aus dem Image-Film für ihre Kaffeebohnen? Wir wissen es nicht – und wir werden es womöglich auch nie erfahren.

Die Kaffeehandelskette

Kaffeehandel ist komplex. Der an der Börse gehandelte Rohstoff wechselt in der Regel etliche Male den Besitzer, bis er dann endlich in der Rösterei und später am Verkaufspunkt angelangt. 

Dass sich eine Kaffeebohne bis zu einer Kooperative oder gar bis zu einem Urproduzenten zurückverfolgen lässt, ist eher aussergewöhnlich und nicht die Regel. Dass dann auch noch offen über Preise gesprochen wird, ist noch seltener. 

Crowd Container löst beide Versprechen ein und zeigt den Verbraucher*innen die ganze Wertschöpfungstiefe auf: vom Kaffee-Anbau über den Transport zur Röstung und schliesslich der fertigen Tasse Kaffee und macht somit klar, wieso eine völlige Transparenz im Handel so wichtig ist.

Zusammenarbeit mit Kooperativen

Seit 2017 arbeiten wir als Crowd Container mit der jungen Kooperative CAFHU in Amazonas (Peru) zusammen. Diese umfasst 20 Kaffee-Kleinproduzent*innen, die auf einer Höhe zwischen 1500 und 1950 m.ü.M. mitten im Bergregenwald naturnah und nachhaltig Arabica-Kaffee kultivieren. 

Um den Partnern der Kooperative ein nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen, bezahlen wir ihnen seit Beginn unserer Zusammenarbeit einen fixen Preis von 8.5 USD, seit 2021 9.7 USD pro Kilo Rohkaffee. 

Dieser Preis entspricht realen Bedürfnissen: Gemeinsam mit den Mitgliedern haben wir eine ausführliche Kosten-Kalkulation erstellt, von der Aufzucht der Kleinpflanzen bis zum Verschiffen der fertigen Ernte.

Rogelio von der Kooperative CAFHU in Peru bei der Kaffee-Ernte.
Dank der Zusammenarbeit mit Crowd Container hatte Rogelio die Möglichkeit in die Schweiz zu reisen und die Kund*innen seines Kaffees zu treffen – ein Privileg welches vielen Kaffee-Produzent*innen vorenthalten bleibt.

Vision: Klimapositiver Kaffee

Seit der Gründung von Crowd Container arbeiten wir mit Produzent*innen zusammen, die in sogenannten Agroforst-Systemen Lebensmittel anbauen. 

Von den Waldgärten in Kerala bis zu den Hochstamm-Streuobstwiesen in der Schweiz erleben wir immer wieder die positiven Auswirkungen der Bäume auf das gesamte Ökosystem: Sie schützen den Boden vor Erosion und vor dem Austrocknen. Sie bieten einen Lebensraum für Vögel und Insekten und sie produzieren auf genügsame Weise wunderbare Lebensmittel. 

Zusätzlich binden sie CO₂ aus der Atmosphäre im Holz und, über den Nährstoffkreislauf, indirekt auch im Boden. Doch lässt sich diese positive Wirkung tatsächlich messen und beziffern? 

Gemeinsam mit der Stiftung Myclimate sind wir der Frage am Beispiel unseres Agroforst-Kaffees aus Peru nachgegangen und auch das Schweizer Fernsehen hat über die Resultate der Studie berichtet.

Agronom Severin Hellmüller (Mitte) nimmt zusammen mit zwei Produzenten der Kooperative CAFHU Bodenproben für die Studie mit MyClimate im peruanischen Bergregenwald.

Ergebnisse der Studie

Die Studie von MyClimate macht es deutlich: Kaffee, wie er von der Kooperative CAFHU im Bergregenwald von Peru kultiviert und als «Amazonas» von Crowd Container vertrieben wird, belastet die Umwelt weniger als konventionell angebauter Kaffee.

Bereits Ende 2019 hat der Agronom Severin Hellmüller für uns in Peru erste Daten erhoben, dazu später mehr. Aus all diesen Daten berechnete Myclimate den kompletten Fussabdruck unseres Kaffees. 

Zum Vergleich wurden die Daten eines typischen konventionell angebauten Kaffees aus Brasilien herbeigezogen. Die Resultate waren überraschend deutlich: Dank des Agroforstsystems resultiert eine fast dreimal geringere Umweltbelastung und 2,4 Mal weniger CO₂-Ausstoss als im konventionellen Anbau.

Dabei ist der Anbau mit Abstand der wichtigste Umweltfaktor im gesamten Lebenszyklus einer Packung Kaffee. Andere Faktoren wie Transport und Verpackung fallen dabei kaum ins Gewicht.

Auf dem richtigen Weg

Die Studie vom Myclimate hat uns darin bestärkt, dass wir mit unserer Vision einer klimapositiven Landwirtschaft auf dem richtigen Weg sind und die Anbauform der entscheidende Faktor ist.

Auch bei unserem Argoforst-Kaffee gibt es noch viel Verbesserungspotenzial, um die Emissionen zu verringern. Dieses kann jedoch nur realisiert werden, wenn die Vermarktung des Kaffees Investitionen in den Anbau ermöglicht. 

Unsere Aufgabe ist es, einen starken Vertriebskanal für diese Formen von Landwirtschaft zu etablieren und gemeinsam mit den Produzent*innen und Konsument*innen den Wandel im Ernährungssystem voranzutreiben.

Was passiert mit dem Rohkaffee?

Um den Rohkaffee zu verarbeiten, suchte Crowd Container eine Kaffeerösterei, die einerseits weiss, was sie tut und andererseits keine Berührungsängste mit Transparenz hat. Und so haben sie sich gefunden: Crowd Container und die Kaffeemacher.

Was macht Kaffeemacher so besonders?

Kaffeemacher rösten einerseits Kaffee aus eigenen Quellen, und andererseits für andere in deren Auftrag. Sie beraten bei der Auswahl und beim Einkauf des Kaffees. Danach rösten sie nach den Wünschen des Kunden. Sie beraten und geben ihre Erfahrung gerne weiter. 

Sie machen fast alles, aber bei der Rohkaffeequalität machen sie keine Abstriche: Sie rösten ausschliesslich Spezialitätenkaffee – das sind Kaffees von ausserordentlicher Qualität, die durch ihre Anbauweise und ihren Geschmack überzeugen.

Zusammen mit Crowd Container schaffen es Kaffeemacher, einen transparenten, ausserordentlichen und speziellen Kaffee mit Geschichte vom Busch bis in die Tasse anzubieten.

Aber ist dies denn jetzt Biokaffee?

Ist dieser Kaffee Bio? So lautet eine häufige und berechtigte Frage, die uns auch bei anderen Produkten immer wieder gestellt wird. Die einfache Antwort lautet: Ja. Der Kaffee wird ohne synthetische Hilfsmittel biologisch angebaut. 

Warum ist dann kein Bio-Siegel auf der Verpackung? Und warum bietet Crowd Container nicht ausschliesslich zertifizierte Produkte an? Die Antworten auf diese Fragen sind etwas komplexer. 

Gerne möchten wir deshalb am Beispiel unseres Kaffees aufzeigen, was unser Verständnis einer ökologischen Produktion ist und warum dabei die Zertifizierungsfrage etwas in den Hintergrund rückt.

Das Problem an der Wurzel anpacken

Fast 30 % der gesamten Umweltbelastung durch Konsum gehen auf das Konto der Lebensmittel. Dabei verteilt sich die Belastung auf verschiedene Faktoren wie den Ausstoss von CO₂, den Verlust an Biodiversität, die Erosion der Böden und die Verschmutzung der Gewässer. 

In unserem Verständnis ergibt es wenig Sinn, der Landwirtschaft die Schuld an diesen Problemen in die Schuhe zu schieben. Ganz im Gegenteil: Wir sind überzeugt, dass die Bäuer*innen ein riesiges Potenzial haben, um Teil der Lösung unserer Umweltprobleme zu sein. 

Wie wir am Beispiel unseres Kaffees sehen werden, greift die Frage nach dem Biosiegel dabei jedoch zu kurz.

Unsere Partnerproduzent*innen, 20 Familien im abgelegenen Departamento Amazonas in Peru, widmen sich dem Anbau von Kaffee in sogenannten Agroforstsystemen. Eine international anerkannte Zertifizierung konnten sie sich bisher nicht leisten und sie würde dieser Form von Landwirtschaft auch nur teilweise gerecht werden.

Ein Agroforstsystem hat grosse Vorteile für den biologischen Anbau, aber auch für die Umwelt insgesamt: Die Blätter und Wurzeln der hohen Bäume schützen den Boden vor Erosion. Dadurch bleibt eine für tropische Verhältnisse dicke Humusschicht erhalten. Diese stellt den Kaffeesträuchern Nährstoffe zur Verfügung und erleichtert so den Anbau ohne synthetische Dünger und Pestizide. 

Agroforst heisst nichts anderes, als die Gesellschaft von Nutzpflanzen — wie hier Kaffee, im Schutz von Bäumen.

Ausserdem sind das Blätterdach und die vielen Bäume der Lebensraum von zahlreichen Insekten und Vogelarten, wie zum Beispiel dem Kolibri und dem Tukan. 

Doch damit nicht genug: Der Boden und die Bäume sind auch ein gigantischer Kohlenstoffspeicher, der verhindert, dass immer mehr organisches Material abgebaut wird und als CO₂ in die Atmosphäre gelangt.

Garantiert fair und ökologisch

Die Agronom-Datenerhebung und die MyClimate-Studie ergaben, dass wir es bei unserem Amazonas-Kaffee mit Fairtrade- bzw. Bio-Kaffee zu tun haben, die einen geringen CO₂-Fussabdruck hinterlassen, selbst ohne aufwendige Werbekampagnen zu starten oder teure Biosiegel zu beantragen. 

Wir haben es mit einem Anbausystem zu tun, das die Ressourcen schont und die Vielfalt erhält. Dabei versorgt uns dieses System mit wertvollen Lebensmitteln, ohne dabei unsere Zukunft aufs Spiel zu setzen. 

Der ausgefeilte Wirtschaftskreislauf zwischen Anbauregion, Produzent*innen, Kaffeeröstereien, Logistik- und Vertriebskanal Crowd Container und euch als Verbraucher*innen runden das Gesamtbild ab.

Unsere Vision ist es, mit Crowd Container noch mehr solcher Kreislauf-Landwirtschaften zu ermöglichen, in dem wir kostendeckende Preise für den Anbau zahlen und die Arbeit der Produzent*innen ins Zentrum unserer Kommunikation stellen.

Sind mit der Zusammenarbeit und der Preispolitik von Crowd Container sehr zufrieden: die Kaffee-Kooperative CAFHU.

Nicolas Fojtu

Bereist Sizilien auf der Suche nach dem besten Olivenöl und erzählt die Geschichten der ProduzentInnen mit der gleichen Leidenschaft, wie er sein eigenes Brot bäckt.

Hinterlasse einen Kommentar