Besuch bei der Klima-Zwiebel

01. November 2019 | von Tobias Nordmann
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Ende Oktober, nur noch eine Woche bis zum Start der nächsten Sammelbestellung. Etwas Hektik gehört dazu: Ich sammle die Angebote von unseren Partnern in der Schweiz, kalkuliere die Preise, notiere Hintergrundinformationen und frage mich ständig, welche Lebensmittel es nun tatsächlich ins Sortiment schaffen. Dies hängt längst nicht nur von uns ab, sondern vor allem von der Ernte, vom Wetter und von den Unwägbarkeiten bei der Verarbeitung. So ist das nun mal bei handwerklich hergestellten Hofprodukten, wie wir sie anbieten. Mitten in der Betriebsamkeit läutet das Telefon: Matthias Hollenstein von SlowGrow. Bei mir im Kopf rattert es… Ja, genau, vor Jahren haben wir uns mal am Slow Food Stammtisch ausgetauscht. «Ja, hallo Matthias, wie geht’s?»

In unserem fast 40-minütigen Telefongespräch erfahre ich, dass Matthias und sein Team inzwischen einen 15 Hektaren grossen Hof bewirtschaften. Sie setzen vollständig auf regenerative Landwirtschaft. Das Ziel: Nach der Ernte geht es den Böden besser als vor der Aussaat. Dazu wird der Sorten- und Artenreichtum bewusst gefördert und für die Produktion genutzt. Die Böden bleiben übers ganze Jahr bepflanzt und werden so vor Erosion geschützt. Aus der vielfältigen Gründüngung, welche vor Ort auf den Feldern kompostiert wird, entsteht reicher Humus, in dem Getreide und Gemüse gedeiht. «Das hört sich super an. Was ist dein Plan?» frage ich Matthias. Und natürlich fühle ich mich etwas geschmeichelt, als ich höre, dass SlowGrow gerne einen Teil ihrer Ernte über Crowd Container verkaufen möchte.

Matthias zeigt mir den Zwiebel-Acker

Wenige Tage später stehen Nicolas und ich auf dem Acker von SlowGrow. Was wir sehen, beeindruckt uns beide sehr: Während Nicolas versucht den tiefschwarzen, lockeren Boden fotografisch festzuhalten, erzählt mir Matthias vom Experiment mit den Zwiebeln. „Die Zwiebeln sind eine Kultur, welche selbst im Bioanbau nur mit viel Bodenbearbeitung und Spritzmitteln über die Runden kommt.“ sagt er. „Wir suchten nach einem anderen System: Nachdem wir die Steckzwiebeln gesteckt hatten, deckten wir das schnell spriessende Unkraut mit geschnittenem Gras und mit Holzschnitzeln zu. Während Gras und Holzschnitzel so langsam kompostiert wurden, wuchsen die Zwiebeln unbeirrt durch die Schnitzeldecke.» So werden die Zwiebeln mit reichlich Nährstoffen aus dem Gras-Schnitzel-Kompost versorgt. Auf das Jäten und Hacken konnte dagegen weitgehend verzichtet werden. Nun stehen wir auf dem abgeernteten Feld, wo noch vereinzelt Zwiebeln stecken. Viel ist bereits wieder zugewachsen. Doch bei näherer Betrachtung entdecken wir eine Vielzahl von Insekten und Regenwürmern, die sich im weichen Hummus tummeln.

Aus den Holzschnitzeln wachsen prächtige Zwiebeln.

Fast fünf Tonnen Zwiebeln haben Matthias und sein Team in diesem Herbst geerntet. Und wir haben mit eigen Augen gesehen, wie gesund und lebendig der Boden nach der Ernte ist. Im Gespräch mit Matthias wurde uns nochmals bewusst, dass diese Art von Landwirtschaft nicht nur geschmackvolle Lebensmittel hervorbringt, sondern auch fundamentale Umweltprobleme angeht: Für Insekten und Mikroorganismen sind die Felder von SlowGrow richtiggehende Oasen in der Wüste der chemisch belasteten Monokulturen des Schweizer Mittellands. Dabei ermöglicht der viele Humus nicht nur einen ressourcenschonenden Anbau, sondern ist auch ein effizienter CO2-Speicher. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir euch diese Zwiebel anbieten dürfen, die nicht nur schmeckt, sondern auch gut fürs Klima ist.

Produkte von SlowGrow in der aktuellen Sammelbestellung

Tobias Nordmann

Als Container Captain segle ich über die Weltmeere und suche nach einzigartigen Zutaten fürs Päckli (ok, wenn's wirklich nicht anders geht, nehme ich auch mal das Flugi). Und wenn ich gerade hier bin, schaue ich, dass eure Päckli rechtzeitig eintreffen. Ahoi, Crowd Container!

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