Der Mensch kann sich nur gesund ernähren, wenn wir in einer gesunden Umwelt leben

25. September 2023 | von Dubravka Vrdoljak
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Am FoodTalk vom 25. September 2023 im Unternehmen Mitte in Basel sprachen drei Expert*innen vor rund 110 Personen über die Themen Medizin, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit. Ein spannender und kritischer Austausch darüber, welch entscheidende Rolle dabei auch die Lebensmittelindustrie und ihr Angebot spielt. 

Eigentlich wissen wir genug über Ernährung, Umwelt und Nachhaltigkeit: Planetary Health Diet, «Feed no Food», Standortgerechtigkeit, transparente Lieferketten, faire Arbeitsbedingungen; um nur einige Lösungsansätze zu nennen.

Nun ist Handeln angesagt: Um nachhaltig zu produzieren, müssen wir weg von der Vorstellung, dass wir produzieren, was wir essen wollen. Hin zum Verständnis, das zu essen, was wir produzieren können. Nur so gelingt es, das Ackerland extensiver zu nutzen, eine angemessene Anzahl an Tieren zu halten sowie Lebensmittelverluste und Nährstoffimporte zu reduzieren.

Die Lebensmittelindustrie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie bestimmt mit, was produziert wird und kann Fehlanreize abbauen: beispielsweise durch die Berücksichtigung aller Umwelt- und Gesundheitskosten. Denn diese sind erheblich. Über die Hälfte aller Erwachsenen und ein Drittel aller Kinder in Europa sind zum Beispiel von Adipositas und Übergewicht betroffen. Hierbei ist nicht das Gewicht das Problem, sondern die Risikofolgen für zahlreiche Begleiterkrankungen wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber, Demenz oder psychische Erkrankungen.

Aber: Jeder Mensch kann doch selbst entscheiden, was auf den eigenen Teller kommt!? Das stimmt. Aber eben nur teilweise. Denn wir essen aus drei Gründen: Genuss, Hunger und Wille. Genuss und Hunger überwiegen jedoch meist den Willen. Denn unser Gehirn wird über den ganzen Tag hinweg regelmässig von ungesunden Angeboten stimuliert; von Werbung für Lebensmittel, die hochgradig industriell verarbeitet sind und viele Zusatzstoffe enthalten.

Wie also esse ich mich gesund? Nur wenn die Umwelt gesund und intakt ist, können auch wir Menschen uns gesund ernähren. Aktuell geben die Schweizer*innen im Durchschnitt nur 6,5% des Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus. Wir können also bei der Ernährung Prioritäten setzen und beim Einkauf Qualitätsprodukte aus regenerativer Landwirtschaft wählen.


Die Aussagen in obigem Text stammen von diesen Expert*innen:

  • Adrian Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau)
  • Cynthia Schäffler, Köchin und Küchenmanagerin im Unternehmen Mitte
  • Prof. Dr. Katharina Timper, leitende Ärztin am Universitätsspital Basel
  • Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung

Organisiert wurde der FoodTalk von Crowd Container, der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, dem Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, dem Ernährungsforum Basel und dem Innovation Office der Universität Basel.

Dubravka Vrdoljak

Dubravka (Dubi) Vrdoljak ist Lebensmittelwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit nachhaltigen Ernährungsgewohnheiten. Sie ist Mitglied des Ernährungsforums Basel und leitet das Projekt «Dialog im Quartier» des Zurich-Basel Plant Science Center, ETH Zürich.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Albert Kälin am 10. Januar 2024 um 19:20

    DIE „KONSUMGEWOHNHEITEN ändern mit der Veränderung des KONSUMVERHALTENS, dem was in welcher Schule auch immer “ politischindoktriniert“ wird und vor allem mit dem selbständigen DENKEN.

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