Valdibella: Landwirtschaft gegen die Mafia und für die Zukunft

Sizilien, eine Region von atemberaubender Schönheit, aber auch eine Region, die über Jahrzehnte vom Einfluss der Mafia geprägt war. Landwirtschaft war hier nicht nur harte Arbeit, sondern auch ein System der Abhängigkeiten, Kontrolle und Ausbeutung. Genau hier setzt die Geschichte von Valdibella an – einer landwirtschaftlichen Kooperative, die zeigt: Selbst in einem schwierigen Umfeld ist eine andere Landwirtschaft möglich. Demokratisch, biologisch und regenerativ.
Von der Idee zur Kooperative
1998 gründete Massimiliano Solano gemeinsam mit anderen Bauern die Kooperative Valdibella. Bereits Mitte der 1990er Jahre hatten sie ihre ersten Schritte von der konventionellen zur biologischen Landwirtschaft gemacht. Doch die Vision ging weiter: Sie wollten nicht nur für sich bessere Bedingungen schaffen, sondern auch für ihre Region.
«Wir Bauern fühlten uns damals völlig ausgeliefert», erzählt Massimiliano, heute Präsident der Kooperative Valdibella. Preise, Sorten, Märkte – alles wurde von aussen bestimmt. Valdibella wurde zur Antwort: eine Kooperative, die Landwirtschaft aus der Abhängigkeit befreit und selbst bestimmt, was, wie und zu welchen Bedingungen produziert wird.

Landwirtschaft ohne Mafia
In einer Region, in der Städte wie Corleone und Palermo Synonyme für die Mafia sind, bedeutete dieser Schritt mehr als nur eine neue Organisationsform. Valdibella entschied sich für eine klare Haltung: niemals Teil dieses Systems sein.
«Die Mafia ist stark, weil sie soziale Kontrolle ausübt», erklärt Massimiliano. «Wer sich distanziert und sagt, dass er nichts mit ihr zu tun hat, wird nicht angegriffen. Das Wichtigste ist, gar nicht erst zu ihr zu gehen.»
Valdibella verfolgt einen klaren Ansatz: freie, selbstbestimmte Landwirtschaft ohne mafiöse Einflussnahme. Jedes Produkt trägt das Addiopizzo Siegel, ein Symbol dafür, dass die Kooperative gegen Schutzgelderpressung und illegale Kontrolle steht. Es zeigt, dass es möglich ist, eine demokratische, ökologische Landwirtschaft zu führen – selbst in einem Umfeld, das historisch stark von der Mafia geprägt wurde.

Warum eine Kooperative?
Für Massimiliano ist klar: Landwirtschaft betrifft alle. Sie produziert Nahrung, gestaltet Landschaft, schafft Arbeit. Deshalb braucht es Strukturen, die auf Gleichheit und Teilhabe beruhen.
«Uns geht es nicht um Besitz, sondern um Nutzung», erklärt der Präsident der Kooperative. «Eine gemeinsame Weinkellerei ist zum Beispiel viel sinnvoller als 40 kleine Kellereien.» Auch bei der Bezahlung sind die Unterschiede minimal. Von der Person, die in der Produktion Tomaten einkocht, bis zur Person, die sie verkauft.
Von Bio zu regenerativ
Valdibella arbeitet seit fast dreissig Jahren biologisch. Doch für Massimiliano reicht das nicht: «Wir müssen uns stärker an natürlichen Ökosystemen orientieren.» Deshalb gründete die Kooperative vor fünf Jahren die Schule für Agrarökologie. Erfahrene Landwirt*innen und Wissenschaftler*innen begleiten andere Höfe beim Schritt in Richtung regenerative Landwirtschaft – die Schule steht dabei nicht nur Kooperativenmitgliedern offen, sondern ist für alle zugänglich.

Soziale Verantwortung
Von Anfang an war Valdibella mehr als nur Landwirtschaft. Schon die ersten Flächen waren mit einem Sozialprojekt verbunden, das Jugendlichen eine Perspektive gab.
Bis heute bleibt dieser Ansatz zentral: Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, finden hier Arbeit und Gemeinschaft. Jüngst startete die Kooperative ein Projekt mit NO CAP, einer Initiative gegen die Ausbeutung migrantischer Arbeiter*innen. Zusammen wurden Jobs geschaffen, Wohnraum bereitgestellt und damit eine klare Alternative zum sogenannten Caporalato System aufgezeigt.
Hoffnung statt Resignation
Trotz Klimakrise, Marktzwang und politischer Unsicherheit bleibt Massimiliano zuversichtlich: «Ich sehe, dass junge Leute immer mehr Interesse an Gerechtigkeit, Umwelt und Landwirtschaft haben. Das gibt mir Hoffnung.»
Sein Fazit ist eindeutig: Für die industrielle, chemische Landwirtschaft sieht er keine Zukunft. «Wie soll ein System weiterexistieren, das Böden zerstört und Nahrung ohne Nährwert produziert?» Valdibella zeigt, dass es anders geht. Im Widerstand, in Gemeinschaft und mit einem klaren Blick in die Zukunft.
Produkte von Valdibella bei Crowd Container
Die Geschichte von Valdibella steckt in jedem Glas Tomatenpassata, in jedem Wein, in jeder Kichererbse. Es sind Lebensmittel, die nicht nur gut schmecken, sondern auch eine klare Haltung vermitteln: gegen die Mafia, für fruchtbare Böden, für Gemeinschaft. Mit jedem Einkauf unterstützt du die Kooperative und setzt selbst ein Zeichen für eine Landwirtschaft, die frei, regenerativ und sozial ist.