Was für Fleisch wollen wir essen?

Im Nu waren die Bio-Erdbeeren von Simon Briner ausverkauft. Und bereits ist die nächste Sammelbestellung für Frischprodukte online: Diesmal mit Bio-Rindfleisch-Mischpaketen von Christoph Rickenbach aus dem Fricktal. Letztes Jahr durften wir seine Hochstammkirschen vermarkten und über den Winter entstand die Idee, ein ganzes Rind in zugänglichen Portionen anzubieten. Christoph wird auch diesmal bei der Übergabe an unsere Kund*innen persönlich vor Ort sein und gerne Fragen beantworten.

Der Riedackerhof von Christoph Rickenbach im Fricktal
Christophs Anwesenheit dürfte diesmal von besonderem Interesse sein, denn das Thema Fleischkonsum wird im Kontext von Klimawandel und Tierwohl kontrovers diskutiert: Was ist mit dem Treibhausgasausstoss, der durch die Kühe verursacht wird? Ist es ethisch überhaupt vertretbar, Nutztiere zu halten? Unsere Gesellschaft kann ihren immensen Fleischappetit aktuell nur mit den Mitteln der Massentierhaltung und der Züchtung von Hochleistungsrassen befriedigen. Dadurch entstehen grosse Umweltschäden und viel Leid bei den Tieren. Wie weit wir derzeit von einem nachhaltigen Konsum entfernt sind, zeigt eine Studie von Agroscope: Würden wir unseren Konsum von Fleisch und Milchprodukten gemäss der klassischen Ernährungspyramide beschränken, könnten wir den ökologischen Fussabdruck, den unsere Ernährung verursacht, bereits halbieren (Agroscope Science, 2017).
Bevor wir nun vollständig auf Fleisch- und Milchprodukte verzichten, sollten wir noch etwas anderes bedenken: Gerade auf Schweizer Biohöfen sind Tiere häufig ein unverzichtbarer Teil der landwirtschaftlichen Kreisläufe. Die Kühe düngen die Wiesen und Äcker mit ihren Ausscheidungen und verwandeln Gras direkt und indirekt in wertvolle Lebensmittel. Dabei werden auf Milchbetrieben Kälber geboren, die nicht auf dem Hof grossgezogen werden können. Auch Bauernhöfe ohne Tiere sind zumeist auf tierische Dünger angewiesen. So zum Beispiel der Biohof Flochen, wo unsere Erdbeeren gerade geerntet werden. Für den Ackerbau wird dort Gülle eingesetzt. Und sogar die feinen Erdbeeren gedeihen mit Hilfe von Nährstoffen, welche sie in Form von Griess aus Kuhhorn zugesetzt bekommen.

Ein wichtiges Puzzleteil in der Schweizer Kreislauf-Landwirtschaft: der Kuhfladen
Dies zeigt, dass Tiere aus der Landwirtschaft heute kaum wegzudenken sind. Doch was ist in dem Fall eine sinnvolle Tierhaltung? Christoph Rickenbach hat darauf eine Antwort, die uns überzeugt hat: Seine Rinder wachsen auf dem Riedackerhof in sogenannter Ammenkuhhaltung auf. Die Jungtiere kommen von ausgewählten Biohöfen in der Nachbarschaft, die durch die Milchproduktion überzählige Kälber haben. Auf dem Riedackerhof werden sie von einer Ammenkuh gesäugt und aufgezogen. Sie verbringen so viel Zeit wie möglich auf der Weide und werden im Alter von zwei Jahren geschlachtet. Im Vergleich zur Mutterkuhhaltung ist die Ammenkuhhaltung ressourcenschonender, da eine Amme gleich mehrere Kälber aus der Milchwirtschaft aufziehen kann. Dadurch wird auch verhindert, dass Bio-Milchbetriebe ihre Kälber an konventionelle Mastbetriebe abgeben müssen.
Wenn Christoph Rickenbach sein Fleisch direkt oder über Crowd Container vermarktet, kann er bereits jetzt auf das Verfüttern von Kraftfutter verzichten. Die Tiere fressen ausschliesslich Gras, Heu und etwas Grassillage im Winter. In Zukunft möchte er nach Möglichkeit noch einen Schritt weitergehen: Eine erfolgreiche Direktvermarktung via Crowd Container gäbe ihm allenfalls den Spielraum, um gar auf die Hofschlachtung umzusteigen.

Rinder auf der Weide beim Riedackerhof
Noch bis am Donnerstag, 11. Juni könnt ihr die Mischpakete mit je 1.4 Kilo Fleisch von Christoph Rickenbach bestellen. Zuerst verkaufen wir die sogenannten «Second Cuts» wie Braten, Haxen, Saftplätzli, Siedfleisch, Voressen und Hackfleisch. Wenn alles rund läuft, folgen in circa vier Wochen dann die Edelstücke, welche noch abhängen müssen. Bestelle jetzt dein Mischpaket mit Bio-Rindfleisch und triff Christoph Rickenbach am 17. Juni in Zürich:
Hier geht es zu Entrecôtes, Filet, Steaks & Co.

Guten Tag an alle
Ich finde, wenn schon Fleisch, dann 100% durchdacht, von der Zucht, Aufzucht, Haltung (auch im Winter), bis zum Transport und der Schlachtung.
Hofschlachtung wäre sicher das Beste. Wenn das nicht geht: Tiere von jung an ans Verladen gewöhnen. In einem kleinen lokalen Schlachthof schlachten, wo der Bauer den Metzger kennt. Der Bauer begleitet seine Tiere beim Verladen, auf dem Transport UND bei der Schlachtung, bis sie tot sind. Das soll für alle Tiere gelten – auch für die alten Kühe!
Mit lieben Grüssen, Cynthia Lerch (Tierärztin im Ruhestand)
Was ihr macht finde ich ganz toll und habe heute meine erste Bestellung aufgegeben. Trotzdem frage ich mich warum ihr Fleisch auf eurer Plattform anbietet. Vegan hat Zukunft. Ich bin zwar noch nicht ganz vegan umgestiegen, weil es mir noch sehr schwerfällt, ich bin vegetarierin. Ich weiss, aber dass vegan unsere Zukunft sein muss. Die Bauern steigen nach und nach um vegane Produkte zu produzieren. .Es braucht auch keine Gülle um fruchtbare Wiesen entstehen zu lassen. Ich will niemanden bekehren. Ich wünsche mir nur dass man sich Gedanken macht und zukunftgerichtet denkt. Wie gesagt, mir selber fällt es noch schwer vegan zu leben. Vielleicht liegt das an meinem Alter (64).
Liebe Ella. Danke für deine Zeilen. Die Realität auf vielen Schweizer Biohöfen ist jedoch, dass Tiere ein wichtiger Bestandteil sind, um eine Kreislauf-Wirtschaft auf dem Betrieb überhaupt zu ermöglichen: sie liefern den notwendigen Dünger für eine ertragreiche Ernte. Viele pflanzliche Produkte werden mit Gülle gedüngt und gelten dann doch als „vegan“. Wir finden deshalb, dass Fleisch und Milch/-produkte durchaus einen gemässigten Platz in unserer Ernährung haben dürfen. Es geht uns darum, dass Kreisläufe in der Landwirtschaft sinnvoll geschlossen werden können und dabei die für das Tierwohl beste Lösung gefunden wird. Unser Partner Christoph Rickenbach vertritt hierzu Werte, die wir teilen. Deshalb werden seine Fleischprodukte bei Crowd Container angeboten – selten zwar, aber wir bieten sie an. Und ja: auch wir wünschen uns, dass wir uns als Gesellschaft Gedanken machen, welche Art von Landwirtschaft wir wollen. Dazu werden im Rahmen unserer Community immer wieder Anlässe organisiert, wo Themen wie Fleischkonsum, Pestizideinsatz etc. diskutiert werden. Vielleicht magst du ja auch mal dabei sein? Mit einem lieben Gruss, Sabine
Liebe Container-Crew
Top Artikel und Aktion!
Super, dass ihr damit dieses Pionierprojekt unterstützt!
Für den Fondlihof haben wir uns auch schon ganz ähnliche Gedanken gemacht, im Gegensatz zum Rickenbach-Hof sind wir aber noch bei der Theorie.
Wär spannend, wenn wir uns z.B. in einem Jahr mal mit ihm austauschen könnten.
Liebe Grüsse und auf bald,
Tina