WERTschätzung durch direkte Begegnung

06. September 2024 | von Evelyn Markoni
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Zum zweiten Mal fand der Berner FoodTalk am 6. Sepember 2024 im Rahmen des Bärner Bio-Märits statt. Diskutiert haben Prof. Dr. Thomas Brunner, Professor für Konsumentenverhalten an der BFH-HAFL, Regina Moser, Produzentin bei natürlichMoser und Philippe Riem, Produzent bei Riem Bioprodukte zum Thema «Bärner Bio: WERTschätzung durch direkte Begegnung».

Was bedeutet Direktvermarktung und welche Chancen ergeben sich dabei?

Thomas Brunner beschreibt die Direktvermarktung als direkten Kontakt zwischen Produzent*innen und Konsument*innen ohne Zwischenhandel, beispielsweise in Form eines Hofladens. Regina Moser geht in ihrer Definition einen Schritt weiter, indem sie als Produzentin in der Direktvermarktung den Preis mitbestimmen kann. Chancen sehen die Diskutierenden im direkten Kontakt mit den Konsument*innen, z.B. auf dem Markt. Direktvermarktung ermögliche so einerseits Transparenz über die Herkunft der Produkte und andererseits auch Frische, wenn etwas am Freitag geerntet und am Samstag verkauft wird. Außerdem kann es das Bewusstsein dafür schärfen, wie ein Lebensmittel produziert wurde. So schmeckt das Rüebli besonders gut, auch wenn es mal krumm ist.

Wie kann die Wertschätzung von Konsument*innen für Bärner Bio durch Direktvermarktung gesteigert werden?

Es besteht Einigkeit darüber, dass die Wertschätzung verloren gehen kann, wenn der Bezug zum Lebensmittel und zur Produktion fehlt. Die Konsument*innen müssten wieder mehr sehen, wie etwas produziert wird, ein Gespür für die Natur und den Arbeitsaufwand bei der Produktion bekommen. Aus der Forschung wisse man, so Brunner, dass weniger Lebensmittel im Müll landen, wenn man einen Bezug zum Lebensmittel hat. Bewusstsein kann auch durch Bildung und Wissen geschaffen werden. Doch das, so Brunner, reiche oft nicht aus. So weicht das tatsächliche Verhalten häufig vom Wissen ab. Es brauche weitere Motivationsfaktoren. Für Moser sind dabei auch persönliche Werte wichtig. Diese entwickeln sich bereits in der Kindheit, weshalb Riem die Bedeutung des Praxisbezugs bereits in dieser Lebensphase betont. Kinder sollten bereits in der Schule Bauernhöfe besuchen, um zu verstehen, woher das Essen auf dem Teller kommt. Es brauche zudem Schulgärten und das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln müsse stärker auf die politische Agenda.


Weitere Informationen zum Bärner FoodTalk sind hier zu finden: Bärner Bio-Märit mit FoodTalk und Netzwerkanlass (bernistbio.ch).

Die Moderation erfolgte durch Benjamin Krähenmann von Crowd Container. Verantwortlich für den Bärner FoodTalk sind folgende Organisationen: Crowd Container, Ernährungsforum Bern, Bio Bern, «Bern ist Bio», Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften.

Evelyn Markoni

Evelyn forscht und lehrt als Soziologin an der BFH-HAFL zur sozialen Nachhaltigkeit in Ernährungssystemen. Zudem engagiert sie sich im Vorstand des Ernährungsforum Bern und als Botschafterin bei Bärenhunger.

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