Dem Reis auf der Spur

12. Februar 2018 | von Tobias Nordmann
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Nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit am Crowd Container Projekt habe ich endlich mal wieder die Gelegenheit, die ProduzentInnen in Kerala, Südindien zu besuchen. Hier kommt er her, der rote Thondi Reis, den ihr bestellt habt. Und damit dieser den weiten Weg in seiner hochwertigen und naturbelassenen Qualität auf eure Teller schafft, treffe ich in den nächsten Tagen die ProduzentInnen und VerarbeiterInnen vor Ort. «Der Reis riecht etwas streng», haben einige von euch zu unserem zweiten Kerala-Päckli angemerkt. Und das stimmte tatsächlich!

Polierter Reis

Um der Herkunft dieses Duftes auf den Grund zu gehen, muss ich kurz ausholen: Im Gegensatz zu unserer ersten Reis-Lieferung, bei der die Reiskörner fast vollständig von ihrer Schale, der Reisspelze, befreit und zusätzlich poliert wurden (full polished), enthielt der Reis im zweiten Kerala-Päckli mehr von diesen Schalenteilen. Er war also weniger poliert (semi polished). Dazu muss gesagt werden, dass während dem Schälprozess und dem anschliessenden Polieren leider ein Grossteil der Vitamine verloren gehen. Aus braunem Naturreis wird so weisser bzw. roter Reis. Zu vergleichen ist das mit der Mehlproduktion: Weissmehl enthält keine Schalenreste und Vollkornmehl eben den vollen Schalenanteil. Der Reis in unserem zweiten Kerala-Päckli entsprach in etwa einem Ruchmehl, enthielt also etwas Reisspelze.

Für uns spricht vieles für weniger starkes Polieren. Doch genau darin liegt auch die Herausforderung: Je weniger poliert der Reis ist, umso anfälliger ist er während der Lagerung. Denn der strenge Geruch in unserer zweiten Reis-Lieferung rührt vom Staub der Reisspelze her. In Indien ist dieses Phänomen gut bekannt. Besonders in der feuchten Monsunzeit entsteht dieser Eigengeruch bei unpolierten Reissorten.

Unterscheiden sich auch optisch: semi-polierter und stark-polierter Reis (rechts).

Doch ist das alles nicht so tragisch. Mit einem kleinen Trick wird man den Geruch einfach los. In der Kokosmühle der Fair Trade Alliance Kerala wird fast täglich Curry mit rotem Thondi-Reis gekocht. Lijin von der Mühle empfiehlt mir:

  • Den Thondi-Reis vor dem Kochen 2- bis 3-mal mit lauwarmem Wasser waschen (am besten im Wasser mit den Händen kneten), dann an einem trockenen Ort in einem offenen Gefäss auslüften lassen. Nach einiger Zeit geht der Geruch von selbst weg.
  • Falls euch der Geruch nach wie vor zu stark ist, könnt ihr den Thondi-Reis mit einer Prise Kurkuma aus dem Kerala-Päckli kochen. So wird der Geruch weiter neutralisiert.

Was ein gangbarer Mittelweg zwischen polieren, Vitamine erhalten und einer optimalen Lagerung ist, sind wir mit unseren Partnern in Kerala nun am Herausfinden. Zusätzlich suchen wir eine Verpackung, die der Feuchtigkeit besser trotzt als die aktuelle Papierverpackung.

Reiskäfer

Und was ist mit den kleinen Tierchen, die einige von euch im Reis vorgefunden haben? Es handelte sich dabei um den Reiskäfer – der aus Indien zu euch mitgereist ist. Dazu gibt es eine schöne Anekdote aus den Bio-Läden unserer Partner in Indien: Lagert da ein Sack biologischer Reis und es taucht nicht von Zeit zu Zeit der eine oder andere Reiskäfer auf, so gehen sie der Sache nach. Denn die Insekten sind ein Indiz dafür, dass wirklich keine Insektizide auf dem Reisfeld eingesetzt wurden.
Doch auch wenn der Reiskäfer ein eindeutiges Zeichen für chemiefreien Reisanbau ist, wollen wir natürlich den Befall auf ein absolutes Minimum reduzieren. Was wir genau dagegen unternehmen können, will ich während meiner Reise abklären. Ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden und berichte euch gerne wieder aus Kerala.

Leckere Rezepte u.a. mit Thondi-Reis findest du in unserem Blog.

Tobias Nordmann

Als Container Captain segle ich über die Weltmeere und suche nach einzigartigen Zutaten fürs Päckli (ok, wenn's wirklich nicht anders geht, nehme ich auch mal das Flugi). Und wenn ich gerade hier bin, schaue ich, dass eure Päckli rechtzeitig eintreffen. Ahoi, Crowd Container!

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