Durchblick im Label-Labyrinth

23. März 2022 | von Eliane Kern
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Labels in Diskussion – was ist der Nutzen von Labels für Produzent:innen, für Konsument:innen und für eine nachhaltige Entwicklung? Und was ist die Kehrseite der Medaille – wo entstehen Nachteile durch ein Label für Produzent:innen, Konsument:innen und eine nachhaltige Entwicklung? 

Am ersten Food Talk 2022 in Basel unterhielt sich das Publikum angeregt mit drei Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen:

Labels – das Vermarktungsbusiness mit oder ohne Herz und Ausrichtung?
Aus dem Publikum meldeten sich mehrere Produzent:innen kritisch gegenüber Labels. Die Zertifizierung stellt für Produzent:innen nebst höheren Direktzahlungen einen grossen Aufwand und oft auch hohe Kosten dar. Je mehr Labels, desto mehr Aufwand für den Betrieb. Cäsar Bürgi ist Landwirt und kennt die Personen, die seine Produkte verkaufen, persönlich. Er setzt kein Label mehr auf seine Produkte, obwohl er seit Jahren Demeter zertifiziert ist. Für ihn kommt die Qualität und das Tierwohl an erster Stelle, und dafür steht der Hof «Silberdistel».

“Kommen mehr Leute ins Altersheim zum z’Nacht, wenn es Bio zertifiziert ist?”, fragt Reto Thörig suggestiv und erläutert, dass es bei der Zertifizierung auch um nachhaltige Entwicklung und um die Qualität für Endkonsument:innen geht. Bio Suisse verfolgt Projekte und Entwicklungen, die der Sache dienen sollen.

Kollektiver Lernprozess
In der direkten Vermarktung braucht es vielleicht kein Label – aber wie ist es im Grosshandel? Eine Bäuerin aus dem Publikum meldet sich zu Wort und beschreibt den Zertifizierungsprozess und das Controlling von Bio Suisse als Anstoss für viele Betriebe, sich zu verbessern und zu lernen. Zudem bieten die Labels ein gewisses Qualitätsversprechen für den Verkauf ohne direkten Kontakt zu den Produzent:innen – und darauf sind Konsument:innen zu einem grossen Teil angewiesen, wenn sie im Grosshandel nachhaltiger einkaufen wollen.  

EqualProfit, gerechte Gewinnverteilung und Transparenz
Neben der Qualität geht es bei Labels auch um die gerechte Verteilung des Gewinns entlang der Wertschöpfungsketten. Dafür setzt sich u.a. Rahel Wyss, Projektmanagerin des neuen Labels EqualProfit, ein. Sie stellte sich am FoodTalk der Frage: “Warum habt ihr ein neues Label gegründet anstelle mit einem bestehenden Label zusammenzuarbeiten und dieses weiterzuentwickeln?” Die bisherigen Lösungen sind ungenügend und die Richtlinien von EqualProfit können von den bereits bestehenden Labels nicht umgesetzt werden. “Werden Produkte teurer durch EqualProfit?” Nicht zwingend, es kommt darauf an, wo, wer welche Marge auf das Produkt erhoben hat. 

Worauf du beim Einkauf achten solltest
Die Herausforderungen für Konsument:innen bleiben bestehen. Je nach zeitlicher und finanzieller Kapazität beantwortet sich diese Frage anders. Drei Tipps von uns: 

  • Möglichst saisonale und regionale Produkte, die ein Bio-/Demeter-Label haben, kaufen oder deinen Einkauf bei einer Verkaufsstelle, der du vertraust, einkaufen
  • Bio- und Demeter-Labels lohnen sich: sie sind ein Anfang in eine nachhaltige Richtung und beinhalten weniger Schadstoffe
  • Labels, die Gerechtigkeit der Gewinnverteilung entlang der Wertschöpfungskette anstreben, bei deinem Einkauf einbeziehen

Der FoodTalk wird gemeinsam organisiert von Crowd Container, dem Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, der Genossenschaft Lebensmittel Netzwerk Basel – «Feld zu Tisch», «Genuss aus Stadt und Land», der IG Ernährungsforum, dem Impact Hub Basel, der Markthalle Basel, Slow Food Basel sowie dem Zero Waste Innovation Lab.

Apéro nach der Diskussionsrunde

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Eliane Kern

Eliane ist bei FELD ZU TISCH, der Plattform für regionalen Direkthandel im Raum Basel, zuständig für die Kommunikation und Veranstaltungen.

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