Nachhaltiges Fleisch aus dem Jura? Cäsar Bürgi und der Hof Silberdistel

11. September 2025 | von ilja
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Fleisch essen und dabei die Welt nicht zerstören – absurd? Nicht auf dem Hof Silberdistel. Cäsar Bürgi zeigt: kritischer Fleischkonsum, respektvolle Tierhaltung und nachhaltiges Fleisch sind möglich. Kein Marketing, kein Greenwashing, nur harte Arbeit, Haltung und Konsequenz.

Fleisch essen – aber bitte mit Haltung

Es gibt diese unbequeme Wahrheit: Die meisten von uns essen Fleisch. Und während wir am Küchentisch über Klimakrise, Massentierhaltung und Methan reden, liegen anonyme, von Marketingkampagnen frisierte, Fleischstücke in den Kühlregalen. Alles billig, alles verfügbar, alles von glücklichen Tieren, alles gleich.

Und dann gibt es da Cäsar Bürgi und seine Frau Lena. Ein Betrieb im Jura, Hofname Silberdistel. Eingebettet in den Hängen des Solothurner Juras mit Schweinen, Hühnern und Rindern. Kein Projekt, kein Marketing, kein Greenwashing. Sondern Bauern, die seit 25 Jahren Landwirtschaft betreiben und das so respektvoll, dass es unbequem wird.

Kühe sind keine Kuscheltiere

Es beginnt mit einer Szene im Stall. Eine neugierige Kuh kommt näher. Besucherhand raus, einmal schnell über den Kopf streicheln, wie im Streichelzoo. Und dann steht Cäsar da und sagt: «Das geht nicht. Das ist respektlos.»

Kein Humor, keine Bauernhofromantik. Sondern eine Ansage: Tiere haben eine eigene Komfortzone. Wer diese missachtet, zerstört Vertrauen.

Auf dem Hof Silberdistel wird Low-Stress Stockmanship praktiziert. Dies bedeutet, dass Rinder so bewegt werden, dass sie möglichst ruhig bleiben und Vertrauen bilden. Dabei nutzt man ihr natürliches Verhalten: Jedes Tier hat eine Wohlfühlzone, eine Art unsichtbaren Kreis um sich herum. Betritt man diesen langsam, bewegt es sich in die gewünschte Richtung, ohne in Panik zu geraten. Da Rinder Herdentiere sind, reicht es oft, die Leitkuh sanft in Bewegung zu bringen, damit die ganze Herde folgt.

Wer sich ruhig, leise und gleichmässig verhält, überträgt diese Ruhe auf die Tiere. Lautes Rufen, Hetzen oder Schlagen dagegen macht sie unruhig und schwer lenkbar.

Das Ergebnis: ruhige Tiere. Kein Zirkus, keine Panik. Respekt auf der Weide bedeutet Sicherheit. Für Mensch und Tier. Und ja, auch bessere Fleischqualität.

Der Gemüsegarten von Cäsar Bürgi

Alternative zur Massentierhaltung: Warum Weiderinder im Jura einen Platz haben

«Aber Fleisch ist doch der Klimakiller schlechthin?» eine Frage, die Cäsar ständig hört. Seine Antwort ist seit Jahren dieselbe: Fleischproduktion ist nicht gleich Fleischproduktion.

Im Jura wächst Gras. Steile Hänge, Wald, Biodiversitätsflächen. Kein Ort für Getreideanbau oder weitläufige Gemüsefelder. Aber perfektes Terrain für Wiederkäuer.

  • Kühe fressen Gras, das wir Menschen nicht verwerten können.
  • Schweine und Hühner verwerten Reste aus dem Garten und Nebenprodukte.
  • Aus Kot, Urin und Trittbewegung entsteht Bodenfruchtbarkeit – gratis und ökologisch.

Das System ist ein Kreislauf. Tiere sind nicht Klimakiller, sondern Resteverwerter und Bodenpfleger. Ohne sie würden die kargen Böden verarmen. Ohne sie gäbe es weniger Artenvielfalt.

Fleischkonsum kritisch, aber nicht dogmatisch

Natürlich: Wir essen zu viel Fleisch. Billigfleisch, das mit Antibiotika und Soja aus Übersee produziert wird, ruiniert Klima, Gesundheit und Moral. Aber Cäsar meint: Die Alternative ist nicht «kein Fleisch», sondern «besseres Fleisch».

Dies bedeutet:

  • weniger Fleisch essen, dafür hochwertiges, nachhaltiges Fleisch,
  • Tiere respektvoll halten,
  • alle Teile verwerten, nicht nur Filetstücke,
  • Kreisläufe ernst nehmen.

Wer Fleisch vom Hof Silberdistel kauft, findet deshalb auch Knochenbrühe, Rinderfett oder Innereien im Angebot.

An den steilen Hängen des Juras ist Ackerbau nicht langfristig wirtschaftlich zu betreiben.

Kein Feigenblatt für die Fleischindustrie

Die Gefahr liegt auf der Hand: Pioniere wie Cäsar könnten als Feigenblatt für eine kaputte Fleischindustrie herhalten. Aber er wehrt ab.

«Ich mache kein Label, kein Marketing. Das hier ist kein Projekt, sondern ein Lebenswerk. Man darf es anschauen, ausprobieren, kritisieren. Aber es ist echt.»

Sein Hof ist ein Mikrokosmos: regional, kleinräumig, ehrlich. Kein Modell für die Welt, aber ein Gegenentwurf, der zeigt, was möglich ist.

Das bunte Distelschwein ist eine an die Begebenheiten des Hofes passend gezüchtete Rasse

Landwirtschaft im Takt der Generationen

Cäsar denkt nicht in Wahlperioden oder Förderprogrammen. Er denkt in Generationen. Sein Ziel: Er möchte seinen Kindern fruchtbare Böden hinterlassen.

  • Ackerbau an den Hängen des solothurner Jura ohne Tiere? Humusabbau, Bodenerosion, in 20 Jahren ausgelaugte Flächen.
  • Tiere im Kreislauf ermöglichen Humusaufbau, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität.

Es ist keine Romantik, sondern Pragmatismus. Eine Landwirtschaft ohne Tiere ist für ihn nicht zu Ende gedacht.

Cäsar veredelt sein Fleisch selbst.

Fazit: Fleisch neu denken

Cäsar Bürgi ist kein Posterboy. Kein Label. Kein Greenwashing. Er ist ein Bauer, der seit 25 Jahren ausprobiert, zweifelt und verbessert. Er ist ganz bei sich, wenn er sagt: «Ich mache Umweltschutz – aber ich möchte auch Essen produzieren.»

Es geht ihm um eine realistische, selbsttragende Landwirtschaft, die Tiere, Menschen und Boden gleichermassen respektiert und dabei gutes Essen liefert.

Wie wollen wir in Zukunft Fleisch konsumieren? Teilt eure Gedanken in den Kommentaren. Ich bin gespannt auf eure Meinungen!


Weitere Infos über den Hof Silberdistel

ilja

3 Kommentare

  1. Veröffentlicht von David am 13. September 2025 um 10:54

    Ich kaufe regelmässig Fleisch aus Silberdistel. Unglaubliche Qualität und Geschmack. Ich bin sehr froh, noch mehr über Cäsar zu lernen.

  2. Veröffentlicht von Barbara Trentini am 13. September 2025 um 9:35

    Eure Angaben sind zu ungenau.
    Es fehlt z.B.: sind die Rinder enthornt oder nicht. Ist es eine Bio oder eventuell sogar Demeter Landwirtschaft. Ist die Tierhaltung KAG-gerecht oder weniger.
    Einfach eine schöne Welt darstellen ist einfach, aber mehr Fakten wären erwünscht.

    • Veröffentlicht von simon am 15. September 2025 um 13:41

      Liebe Barbara, vielen Dank für deine Rückmeldung. Bei den Rindern auf dem Hof Silberdistel handelt es sich um rote Angus-Rinder, die genetisch hornlos sind und somit ohne Hörner zur Welt kommen. Lena und Cäsar führen ihren Hof nach biologischen und bio-dynamischen Richtlinien und sind Demeter zertifiziert. Mehr Informationen zu ihrer Tierhaltungsphilosophie findest du hier. Herzlich, Simon

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