Nur wenn der Boden gesund ist, können wir hochwertiges Olivenöl herstellen

12. Dezember 2024 | von Benjamin Krähenmann
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Im Sommer ist es heiss und trocken, gleichzeitig fällt im Winter und Frühling immer weniger Regen. Und dann kommen noch Unwetter wie im Herbst 2024 dazu. Die Rede ist von Andalusien, der südlichsten autonomen Gemeinschaft Spaniens auf dem Festland, flächenmässig immerhin doppelt so gross wie die Schweiz. Hier Lebensmittel mit regenerativen Anbaumethoden zu produzieren, ist gleichzeitig Herausforderung und Notwendigkeit – zumindest, wenn es nach unserer Partnerkooperative Tierra y Libertad geht. Mit Begoña B. Cosín und Rafael García haben wir über ihren eigenen Betrieb sowie die Philosophie der Kooperative gesprochen.

1. Was könnt ihr uns über euren Betrieb erzählen?

Rafa: Wir bewirtschaften in Córdoba den 14 ha grossen Olivenhain meines Vaters, der 2008 pensioniert wurde. Seit 2014 sind wir bio-zertifiziert und arbeiten nach regenerativen Prinzipien. Aus den Oliven stellen wir qualitativ hochwertiges Öl her. Mittlerweile können wir auch in unserem Wohnort, der Sierra de Aracena, Tafeloliven anbauen und herstellen. Diese Oliven sind nun auch zum ersten Mal für Crowd Container erhältlich.

2. Wolltet ihr schon immer Oliven anbauen und Olivenöl herstellen? Gibt es andere Kulturen, die euch interessieren?

Begoña: Wir verbringen viele Stunden unseres Lebens mit der Arbeit. Es scheint uns sehr wichtig, in dieser Zeit etwas zu tun, das mit unseren Prinzipien übereinstimmt. Der Baum ist eines der Lebewesen, die ich am meisten bewundere. Daher interessiert ich mich für einer Produktion, die auf der Pflege von Bäumen und ihrem Ökosystem basiert. Insbesondere der Olivenbaum ist unglaublich stark und widerstandsfähig, er stellt keine besonderen Ansprüche an das Land und das verfügbare Wasser. Er ist ein unglaubliches Geschenk. Ausserdem ist das Olivenöl ein Produkt, das leicht zu konservieren und zu transportieren und bei den Menschen sehr beliebt ist. Das ist alles relativ unkompliziert. Die restlichen Pflanzen interessieren mich vor allem zum Essen 😉!

3. Regenerative Anbaumethoden, was heisst das für euch?

Begoña: Der Boden ist für die regenerative Landwirtschaft zentral. Nur wenn der Boden gesund ist, können die Pflanzen – in unserem Fall die Olivenbäume – gut gedeihen und wir ökologisch und geschmacklich hochwertiges Olivenöl herstellen. Wir sorgen für eine gute Bodenbedeckung: Verschiedene Leguminosen und Gräser, die auf natürliche Weise im Boden wachsen, binden so viel Wasser und Bodenmasse wie möglich und liefern Nährstoffe, zum Beispiel Stickstoff. Ausserdem zerkleinern wir die Äste des Baumschnitts und verteilen diese auf dem Boden. Auf diese Weise schliessen wir den Nährstoffkreislauf auf dem Hof selbst und müssen nur wenig Dünger von aussen heranschaffen.

4. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass regenerative Landwirtschaft die Resilienz gegenüber Extremwettereignissen stärkt. Trotzdem hattet ihr im Spätsommer 2023 einen grossen Brand in eurem Olivenhain in Córdoba. Könnt ihr uns mehr darüber sagen?

Begoña: Die Brandursache konnten wir leider nicht ganz ermitteln. Wir gehen davon aus, dass ein Nachbar Ernterückstände auf seinem Feld verbrannte und das Feuer auf unsere Olivenbäume übergesprungen ist. Insgesamt waren etwa 1’200 Olivenbäume betroffen, was etwa einem Drittel aller Bäume entspricht. Die Steineichen und andere Bäume, die wir als natürliche Hecke gepflanzt hatten, sind vollständig verbrannt.

5. Mittlerweilen ist seit dem Brand ein Jahr vergangen, ihr habt uns dazu auch schon Videos geschickt. Könnt ihr nochmals kurz zusammenfassen, was seither passiert ist?

Begoña: Einige der Olivenbäume haben sich bereits erholt. Teilweise sind die Stämme aussen verbrannt, aber von innen wachsen die Pflanzen weiter. Mit der Zeit haben wir gesehen, welche Äste und Bäume wir bearbeiten können. Nach und nach haben wir trockene Äste abgeschnitten, und viele Bäume haben sich erholt – auch wenn noch einige Schnitte und andere Arbeiten anstehen, die den Olivenbäumen in den kommenden Jahren gut tun werden. Der Boden hat sich ebenfalls erholt und ist dank der vielen Regenfälle im Frühjahr ausreichend bedeckt. Wir gehen davon aus, dass die meisten Bäume in zwei oder drei Jahren wieder Früchte tragen werden. Einige wenige müssen wir herausnehmen, weil sie abgestorben sind. Wir haben die verbrannte Naturhecke wieder gepflanzt und in der Zwischenzeit die Gelegenheit genutzt, weitere Hecken in anderen Beeten und ein weiteres Gehölz mit aromatischen Pflanzen zu pflanzen.

Olivenhain im Sommer 2024, ein Jahr nach dem Brand

6. Viele Produzent*innen in Andalusien stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie ihr. Ihr habt euch darum zur Kooperative Tierra y Libertad zusammengeschlossen. Rafa, du bist Gründungsmitglied und Präsident der Kooperative. Was war die Motivation für die Gründung?

Rafa: Vor ungefähr neun Jahren haben wir den Weg für die Kooperative Tierra y Libertad bereitet: Begoña, mein Bruder und ich, zusammen mit Juan und César Salamanca von BioValle. Wir haben uns zusammengeschlossen, um kleinbäuerliche Familienstrukturen zu stärken und ein zukunftsfähiges Ernährungssystem zu ermöglichen: Eines, das das Land, dessen Hüter*innen, und die Konsument*innen allesamt mit Respekt behandelt. Die Kund*innen kennen die Herkunft eines Produkts, die Geschichte der Bäuerinnen und Bauern sowie die Preise, die die Produzent*innen erhalten.

7. Welche Philosophie teilen die Mitglieder von Tierra y Libertad?

Rafa: Alle Mitglieder von Tierra y Libertad sind bio-zertifiziert und haben den Anspruch, den Boden auf eine möglichst naturnahe Art und Weise zu bewirtschaften. Sie machen also etwas mehr als in der biologischen Landwirtschaft vorgeschrieben ist. Je nach Person, Hof und Ort können sich die Tätigkeitsfelder unterscheiden: Einige konzentrieren sich auf die Herstellung von Biodüngern, andere auf die Wiederbelebung lokaler Sorten. Und es gibt auch diejenigen, die sich stark politisch engagieren und für mehr Rechte für Kleinbäuerinnen und -bauern einstehen. Wir unterstützen einander auch gegenseitig. Zum Beispiel trocknen Arrate und Igor Kurkuma für Álvaro. Carlos, Jesús und Jose tauschen sich oft bezüglich bester Anbaumethoden aus, weil sie alle Avocados und weiteres Obst anbauen. Als Kooperative arbeiten wir ständig daran, diese Beziehungen noch zu vertiefen und unsere Mitglieder konkret zu unterstützen. Aktuell läuft ein Pilotprojekt mit Beteiligung von sechs Höfen: Gemeinsam testen wir biodiversitätsfördernde Massnahmen und teilen die gewonnenen Erkenntnisse mit allen Mitgliedern von Tierra y Libertad.

Aus einer Landwirtschaft mit Zukunft

Benjamin Krähenmann

Der Umweltingenieur hält Ausschau nach Projekten mit positivem Impact auf Mensch und Umwelt. Über neue Köstlichkeiten für das Crowd Container Sortiment denkt er am liebsten auf einer Velotour oder beim Brot backen nach.