Die Waldgärten Keralas: ein Reisebericht

27. März 2025 | von Benjamin Krähenmann
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Mehr als Fair Trade – der erste Slogan von Crowd Container war inspiriert von der Fair Trade Alliance Kerala (FTAK). Unsere Partner*innen in Kerala haben vor mehr als zehn Jahren das Konzept Fair Trade +3 ins Leben gerufen. Ihr Fokus liegt neben fairem Handel und biologischem Anbau auf drei Themen: Biodiversität, Ernährungssicherheit und Gleichstellung. Bei meinem Besuch in Kerala Anfang des Jahres habe ich mich mit den Produzent*innen über diese Themen ausgetauscht und viele Eindrücke zur Arbeits- und Lebensweise vor Ort gewonnen.

Vom SeedFest im malerischen UNESCO-Weltnaturerbe

Die Reise beginnt in den malerischen Hügeln von Wayanad. Durch diesen nordöstlichen Bezirk Keralas verlaufen die Westghats: ein Gebirge, das Heimat für eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten ist. Als einer der weltweit bedeutenden Biodiversitäts-Hotspots gehören die Westghats auch zum UNESCO-Weltnaturerbe. Und genau dort organisiert die Fair Trade Alliance Kerala (FTAK) jedes Jahr das SeedFest. Am SeedFest können sich die knapp 4’500 FTAK-Mitglieder und alle Interessierten austauschen, fachliche Inputs und politische Vorträge besuchen sowie Saatgut (ver-)kaufen. Gutes Essen, Musik und Tanz kommen dabei nicht zu kurz.

… zu den überwältigenden Waldgärten

Nach diesen ersten inspirierenden Tagen am SeedFest nehmen mich unsere Partner*innen mit auf Höfe in Wayanad und andere Regionen Keralas – wahrlich eine Entdeckungsreise. Herzstück der Kooperative sind die einzelnen Betriebe. Diese sind sehr überschaubar in ihrer Grösse: Ein einzelner Hof umfasst meist eine Fläche von lediglich einer bis zweieinhalb Hektaren, während die Durchschnittsgrösse von Bauernhöfen in der Schweiz mehr als 20 Hektaren beträgt. Gleichzeitig ist die schiere Vielfalt überwältigend und kaum zu überblicken – bis zu 70 verschiedene Pflanzenarten wachsen auf einem einzelnen Betrieb. In diesen Waldgärten treffe ich auf Bananenstauden, unter denen Kaffee wächst, umgeben von Pfeffersträuchern und meterhohen Jackfruit-Bäumen mit riesigen Früchten. Einige Schritte weiter sehe ich Papaya- und Kakaobäume und wenn ich nicht aufpasse, trete ich auf Ingwer- oder Kurkumawurzeln. Von vielen Pflanzen kenne ich weder die Namen noch den Verwendungszweck – die Bäuerinnen und Bauern erklären mir aber geduldig, wofür diese gebraucht werden.

Gutes Essen

Doch ich bekomme nicht nur neues Wissen vermittelt, sondern auch viel leckeres und frisches Essen aufgetischt: Die Basis bildet der lokale Reis, immer begleitet von herzhaft zubereitetem und gut gewürztem Gemüse mit Kokosmilch. Abgerundet wird das Ganze von selbstgemachten Pickles. Für Zwischendurch gibt’s diverse süsse Snacks: Angefangen bei frischen Papayas, Bananen, Zimtäpfeln und Passionsfrüchten, über Kokosnüsse, von denen ich auch das erfrischende Wasser schlürfe, bis hin zu Kakao, von dem das zarte Fruchtfleisch gegessen wird.

Grosse Wirkung

Auf diese Fülle bezieht sich auch die Philosophie von FTAK. Die Produkte sind «fairly traded» und «organically grown». Gleichzeitig geht die Kooperative noch einen Schritt weiter: Biodiversität, Ernährungssicherheit und Gleichstellung sind die drei zentralen Pfeiler ihres Wirkens. Fair Trade +3 also. Mit dem bodenschonenden und biologischen Anbau von bis zu 70 Pflanzenarten pro Hof leisten die FTAK-Mitglieder einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität und zielen gleichzeitig auf die eigene Ernährungssicherheit ab. Einen grossen Teil der Ernte konsumieren die Produzent*innen nämlich selber, nur der verbleibende Teil ist für den Weiterverkauf bestimmt.

Die Stärkung der Frauen wiederum, gerade auch was die finanzielle Verantwortung auf den Betrieben angeht, beeinflusst die Biodiversität und die Ernährungssicherheit positiv. Anuradha, die als erste CEO von FTAK amtet, hat beobachtet, dass insbesondere die Bäuerinnen der Ernährungssicherheit ein höheres Gewicht beimessen und sich damit auch stärker für die Erhaltung der Biodiversität einsetzen. Darum unterstützt FTAK sogenannte Selbsthilfegruppen (SHGs) innerhalb der Kooperative, die häufig von Frauen geleitet werden und bestimmte Projekte wie die Rückgewinnung von Anbauflächen vorantreiben.

Zukunftsfähige Landwirtschaft und hochwertige Lebensmittel

Nach meinem inspirierenden und lehrreichen Besuch schätze ich es umso mehr, dass Crowd Container mit der Fair Trade Alliance Kerala eine Partnerin hat, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Bestärkt durch ihre Gemeinschaft verbinden die Mitglieder von FTAK geschickt generationenübergreifend erprobte Anbauformen mit neuen Ideen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Sie sind damit gut aufgestellt, um sich den grossen ökologischen und sozialen Herausforderungen zu stellen. Dieses Engagement beeinflusst nicht nur die Lebensbedingungen vor Ort positiv – auch wir hier in der Schweiz kommen in den Genuss der hochwertigen Lebensmittel aus Kerala.

Benjamin Krähenmann

Der Umweltingenieur hält Ausschau nach Projekten mit positivem Impact auf Mensch und Umwelt. Über neue Köstlichkeiten für das Crowd Container Sortiment denkt er am liebsten auf einer Velotour oder beim Brot backen nach.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Margarit Maag am 29. März 2025 um 12:08

    Ich bin immer wieder absolut begeistert von euch! Sehr gerne probiere ich jetzt auch vor allem die Gewürze aus Kerala und freue mich jetzt schon auf September!

    Herzliche Grüsse aus dem Toggenburg
    Margarit Maag

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